Lektorat: Beispiele

Was macht die Lektorin genau?

Vor allen Dingen verbessert sie Sätze, die zu kompliziert geraten sind, wie die hier folgenden.

Klicken Sie auf die Sätze, um Erklärungen und Vorschläge zur Verbesserung zu sehen.

Arbeitserfahrung (Kopie)

.

«Als Schweizerin ist die Liebe für Käse gegeben.»

Problem

Dieser Satz ist gleich doppelt schief.

Erstens kann die Formulierung «Als xxx» nur für das Subjekt des Satzes verwendet werden, z. B. «Als Schweizerin habe ich einen roten Pass» oder «Als Tennisprofi ist Roger Federer viel unterwegs».

Zweitens ist die Formulierung «ist die Liebe für Käse gegeben» sehr umständlich und wirkt passiv und distanziert, als ob die Liebe unabhängig von mir bestehen würde.

Besser

Für mich als Schweizerin ist klar, dass ich Käse liebe.

Ich bin Schweizerin, und darum liebe ich Käse!

«Das Ziel des Projektes besteht darin, dass möglichst vielen Menschen geholfen werden soll.»

Ein Klassiker, der in fast jeder Projektbeschreibung am Anfang auftritt.

Problem

Die Wendung "besteht darin" ist unnötig kompliziert, "dass ... geholfen werden soll" ist passiv und unpersönlich.

Besser

Je nach Kontext und Adressat*in der Projektbeschreibung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Ziel des Projektes ist es, möglichst vielen Menschen zu helfen.

Das Projekt will möglichst vielen Menschen helfen.

Ziel des Projektes: möglichst vielen Menschen helfen

 

Weitere Klassiker: «stellt dar», «liegt darin»

«Diese Funktionen stellen einen grossen Gewinn für die Kundinnen dar. Der Grund dafür liegt darin, dass das Gerät nun sehr viel mehr kann.»

Besser

Diese Funktionen sind ein grosser Gewinn für die Kundinnen. Der Grund ist, dass das Gerät jetzt mehr kann.

Mit den neuen Funktionen wirst du viel mehr Spass haben! Das Gerät kann jetzt nämlich doppelt so viel.

«EDV-Kenntnisse hatten nicht den gleichen Stellenwert, wie es heutzutage üblich ist.»

Probleme

«Wie es heutzutage üblich ist» ist in diesem Satz zu kompliziert, und der Ausdruck EDV ist veraltet bzw. sehr technisch. «Den gleichen Stellenwert haben» kann in den meisten Fällen durch «gleich wichtig sein» ersetzt werden.

Besser

Computerkenntnisse hatten nicht den gleichen Stellenwert wie heute.

Computerkenntnisse waren weniger wichtig als heute.

«Das Erlernen der englischen Sprache bedeutet in unserer Schweizer Arbeitswelt die Möglichkeit zum Finden einer guten Stelle.»

Problem

Dieser Satz ist ein gutes Beispiel für den sogenannten Nominalstil: Er enthält zu viele Substantive und wirkt dadurch schwerfällig und langweilig. Ausserdem ist er zu lang und zu kompliziert für den eigentlich einfachen Sachverhalt.

Besser

Wer Englisch kann, hat auf dem Schweizer Arbeitsmarkt bessere Chancen.

Wer Englisch kann, findet in der Schweiz leichter eine gute Stelle.

Akademische Formulierungen

In der deutschsprachigen akademischen Welt werden Sätze oft durch unnötig komplizierte Formulierungen und Füllwörter aufgebläht. Dieser Schreibstil gilt als intellektuell und wissenschaftlich.

Die akademische Zielgruppe kann diese Sätze zwar verstehen, aber die Lektüre ist ermüdend und macht keinen Spass. Damit auch Ihre Masterarbeit oder Dissertation gern gelesen wird, lohnt es sich, die Sätze zu vereinfachen. Der Inhalt wird dadurch nicht weniger wissenschaftlich – dafür aber viel überzeugender.

Hauptaussage in Partizip und Adjektiv versteckt

Aufgrund des daraus resultierenden umfangreichen Konzepts kann hier nicht auf alle Aspekte eingegangen werden.

→ Weil das daraus resultierende Konzept sehr umfangreich ist, kann hier nicht auf alle Aspekte eingegangen werden.

Oder noch besser aktiv:

→ Das Konzept, das sich daraus ergibt, ist sehr umfangreich. Daher kann ich hier nicht auf alle Aspekte eingehen.

Überflüssige Wörter

Die Studie weist keinen repräsentativen Charakter auf und muss somit nicht zwingend auf allgemeingültigen Handlungsbedarf hinweisen.

→ Die Studie ist nicht repräsentativ, es besteht somit kein allgemeiner Handlungsbedarf.

→ Weil die Studie nicht repräsentativ ist, muss aus ihr kein allgemeiner Handlungsbedarf abgeleitet werden.

Aus rein raumplanerisch-zonenrechtlicher Sicht handelt es sich bei diesen wertvollen, traditionellen nicht überbauten Flächen um potentielles Bauland, das wohl früher oder später überbaut werden wird.

→ Die alten Obstwiesen liegen in der Bauzone, und es ist zu erwarten, dass diese wertvollen Flächen irgendwann überbaut werden.

Doppelte Verneinung

Die Unbeliebtheit dieses Studiengangs kann hingegen weder auf einen überfrachteten Studienplan noch auf für die Studierenden nicht relevante Inhalte zurückgeführt werden.

→ Dieser Studiengang ist unbeliebt – obwohl der Studienplan schlank ist und die Inhalte für die Studierenden relevant sind.

 

 

Impressum     Kontakt